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Die Auswirkung von Transformations-prozessen auf die Arbeitswelt von morgen

Die Auswirkung von Transformations-prozessen auf die Arbeitswelt von morgen

Embrace change

Digitalisierung, künstliche Intelligenz, Klimaschutz, Demografie, Energiewende, neue Vorstellungen von Arbeit oder eine junge Generation, die andere Werte für die Wirtschaft fordert. Warum empfinden wir Veränderungen oft als bedrohlich? Wieso fällt es uns schwer, sie als Chance zu begreifen, in ihnen Potenzial zu erkennen und uns auf die Zukunft einzulassen?

Die erste Ausgabe des Staffxperts Podcasts Report Live widmete sich dem Thema Transformation. Ein wichtiges Fazit der Gesprächsrunde ist, dass gerade die großen Transformationsfelder wie die Digitalisierung oder die Energiewende als Chance zu sehen sind. Die Energiewende verlangt enorme Investitionen, gleichzeitig verstärkt der Krieg in der Ukraine den Handlungsdruck, die Umstellung schneller und anders als geplant zu realisieren.

Doch steht dem gegenüber nicht nur die Energieautarkie als Vorteil. Während die Technikfelder Wind und Sonne weit entwickelt sind, steckt im Bereich Wasserstoff bislang ein nur unvollständig erfasstes Potenzial. Dank der notwendigen Diversifikation der Energieerzeugungsformen lohnt zudem ein Blick in die Randbereiche. So meldete der Nachrichtendienst Bloomberg im Februar 2023, dass allein durch die Nutzung von Abwärme aus Industrie und Verkehr in Europa jährlich 67 Milliarden Euro gespart werden können. Insofern stellt der Report die entscheidende Frage: Sehen wir Probleme oder sehen wir Chancen?

Die Ausgangssituation für die Industrienation Deutschland, Transformationsprozesse zu gestalten, sieht Professor Dr. Gunther Olesch grundsätzlich positiv. Der erfahrene Personalmanager und Berater für Unternehmens- und Führungskultur verweist auf einen der weltweit hochentwickeltsten Wirtschaftsstandorte mit gut ausgebildeten Arbeitskräften. Wann immer er im Ausland unterwegs ist, erfährt er das hohe Ansehen, das Deutschland weltweit genießt. Gleichzeitig identifiziert er darin allerdings auch eine Erklärung für unsere Zurückhaltung und Skepsis gegenüber Veränderungen.

Professor Dr. Gunther Olesch erinnert im Report Live an den Beginn der 1980er Jahre. Damals führte die Automobilindustrie Roboter in der Fahrzeugproduktion ein und viele Menschen fürchteten eine Massenarbeitslosigkeit durch den Einsatz der Technik. Doch es kam anders als befürchtet: Volkswagen und Co. beschäftigten mehr Menschen denn je und das damals noch weitgehend unbekannte deutsche Unternehmen Kuka wurde zum Pionier der Industrie-Robotik.

Wir lernen: Ob Transformationsprozesse gelingen, hängt zuallererst von dem Mindset ab, mit dem
Unternehmen und Beschäftigte sie angehen.

Auch Michael Wegerich wirbt für einen Perspektivwechsel, wenn
er sagt, der Ausbau der Energieinfrastruktur erfordert mehrere hundert Milliarden Euro und enorm viele Arbeitskräfte. Das Vorhaben garantiert also tausenden Menschen zwei Jahrzehnte lang sichere Arbeitsplätze.
 

Dennoch sieht auch der Manager, der seit 30 Jahren Führungspositionen in der Energiewirtschaft bekleidet, die Notwendigkeit unsere Haltung zu hinterfragen, wenn wir Transformationsaufgaben lösen wollen. Unser Perfektionismus steht uns manchmal schlicht im Weg. Gerade in international besetzten Teams wird er zur Bremse, wenn die mehrheitliche Arbeitskultur eine andere ist.

Ein verändertes Mindset be-deutet keinesfalls, alle Tugenden über Bord zu werfen, sind sich die Gäste einig. Die größtenteils hohe Kompetenz ergänzt sich bestens
mit Aspekten wie Fehlertoleranz, Hierarchieabbau, schnellen Prozessen sowie produktiven und projektorientiert arbeitenden Teams. Jessica Nagy erläutert als Dritte in der Gesprächsrunde des Podcasts, wie Staffxperts die Entwicklung zu einer solchen effektiveren Arbeitswelt unterstützt. Sie leitet den Staffxperts Standort im Südwesten Deutschlands und kennt die Situation zahlreicher Industriekunden aus der Region. Dort nimmt sie eine durchaus veränderte Haltung wahr.

Jessica Nagy stellt aber gleichzeitig fest, dass spezielle Branchen von der Multiplikation der gegenwärtigen Aufgaben stark gefordert sind: Antriebswende, Digitalisierung, hohe Energiekosten, veränderte geostrategische Rahmenbedingungen. Die eigenen Ressourcen reichen nicht immer aus, um dem neuen Arbeitstempo und der gefragten Anpassungsfähigkeit gerecht zu werden.

Aus Jessica Nagys Perspektive tragen ein externes Personalre-cruiting und flexible Arbeitsmodelle entscheidend zum Erfolg von Transformationsprozessen in Unternehmen bei. Mit Blick auf die Darstellung der Jetztzeit im Report Live stellt sich die Frage, ob sich die aktuelle Situation tatsächlich dramatischer darstellt als vergleichbare Phasen und Entwicklungen in der Vergangenheit. Der Begriff Transformation erschien zum ersten Mal prominent im Jahr 1944. Damals veröffentlichte der Wirtschaftssoziologe Karl Polanyi den Text „The Great Transformation“. Er untersuchte darin die tiefgreifenden Veränderungen durch die Entstehung des modernen Marktsystems in Europa im 19. Jahrhundert, an denen auch die industrielle Revolution ihren Anteil hatte. Insgesamt fiel die Veränderung in der wirtschaftlichen Ordnung in dieser Zeit sehr viel gravierender aus. Es formierten sich die Grundzüge der Marktwirtschaft. Gleichzeitig entstanden damals die Vorläufer der heutigen Nationalstaaten.

All das ging mit deutlichen Verwerfungen in Gesellschaft, Wirtschaft und Politik einher, die unsere heutige Situation so nicht kennzeichnen.

Der Wissenschaftliche Beirat der Bundesregierung griff den Transformationsgedanken im Jahr 2011 vor dem Hintergrund globaler Umweltveränderungen auf. Das Gremium empfahl eine umfassende sozial-ökologische Transformation, um eine irreversible Schädigung der Erde und deren Folgen für die Menschheit abzuwenden. Seitdem beherrscht die Frage, wie schnell die nötigen Veränderungen gehen 

und wie weitreichend sie sein  müssen, die gesellschaftliche Diskussion. Die Wirtschaft beteiligt sich nicht nur intensiv an dieser Debatte. 

Sie befindet sich zwölf Jahre nach dem Bericht des Beirats längst mitten in der Neuausrichtung. Speziell die Neuausrichtung der Energiewirtschaft beleuchteten wir in unserer letzten Report-Ausgabe „The green fit“. Die gewaltigen Pläne für Investitionen von bis zu einer Billionen Euro illustrieren: Die Energiewende scheitert nicht am Geld.

Was also bremst Transformationsvorhaben? Michael Wegerich zitiert im Gespräch Analysen, die unseren Fortschritt auf dem Weg zur Energiewende dokumentieren. So untersucht zum Beispiel das World Economic Forum in seinem Energy Transition Index die Situation verschiedenster Länder  und Regionen. Hier punktet Europa zwar mit seinen vorhandenen Strategien unter dem Dach des European Green Deal. Allerdings liegen bei der Umsetzung der Energiewende andere Länder deutlich vor Deutschland. Hier fehlt es bei der Umsetzung an Geschwindigkeit. 

Aus der Praxis weiß Michael Wegerich, dass dies in Teilen schlicht an unserer Bürokratie geschuldet ist. Projektmanagement, Personalorganisation und Führung hingegen bieten Potenzial für eine Beschleunigung. Letzteres bestätigt auch Carsten Bornemann, Geschäftsführer von Staffxperts, dank seiner Erfahrungen aus der Zusammenarbeit mit Branchen-größen wie Uniper und TenneT. Dass es in Deutschland auch anders geht, bewies das Land mit der Realisation neuer LNG-Terminals. Um Flüssigerdgas als Ersatz für russisches Erdgas importieren zu können, setzten Bund und Wirtschaft erste Neubauten in nur rund zehn Monaten um. 

Eine Krise kann auch als Motor dienen: Professor Dr. Gunther Olesch zieht eine Parallele zur Corona-Pandemie, dank der das Transformationsthema Digitalisierung einen unvergleichbaren Anschub erfahren hat. Seit dem Jahr 2020 arbeitet Deutschland remote. Es zoomt sich durch Videokonferenzen und setzt auf digitale Arbeits- und Kommunikationstools wie Teams und  Co. „Und!? Ist in Deutschland etwas zusammengebrochen, weil ein Teil der Beschäftigten zuhause arbeitet “, fragt Professor Dr. Gunther Olesch.
Nein, ganz im Gegenteil. 

Doch obgleich jüngst die positiven Erfahrungen mit der Digitalisierung überwiegen, reagiert die Arbeitswelt bei jeder folgenden technischen Innovation zunächst erneut mit Vorbehalt.

Aktuell erleben wir das am Beispiel der Künstliche-Intelligenz- Anwendungen wie ChatGPT und DALL-E. Deren beeindruckendes Leistungsvermögen löste in den USA ein Wettrennen unter den großen Tech-Unternehmen aus, wer eine damit vergleichbare Innovation zuerst auf den Markt bringt. In Deutschland enthielten viele Berichte die Frage, welche Arbeitsplätze von der Entwicklung bedroht sind und wie Schülerinnen und Schüler mit Hilfe von KI bei den Hausarbeiten täuschen könnten. Ohne Frage werden intelligente Algorithmen in naher Zukunft Texte wie diesen schreiben. Sie werden Software entwickeln und Menschen über Rechtsfragen aufklären. In manchen Bereichen, die weniger im öffentlichen Blickfeld liegen, ist KI längst Realität. So entwickelt ein Frankfurter Start-up eine Software, um Fachkräfte zu identifizieren, die nicht aktiv nach einer Stelle suchen, und zu ermitteln, ob sie grundsätzlich offen für einen Stellenwechsel sind. Über Anzeigen in den sozialen Netzwerken stellt ihr Job-Bot einen Kontakt her und führt selbstständig erste Interviews.

Auch in anderen Bereichen ist die Digitalisierung überraschend weit fortgeschritten. „Während das autonome Fahren im Straßenverkehr der Städte noch weit entfernt scheint, ist es zum Beispiel bei Landmaschinen eine Selbstverständlichkeit“, erzählt Jessica Nagy über die Produkte von Landmaschinen-Herstellern, die sie für Staffxperts betreut. Und noch etwas aus ihren Erfahrungen überrascht: Die Generation, die jetzt in die Arbeitswelt startet, sieht mit weniger Bedenken auf technische oder digitale Innovationen. Diese stellen für Jüngere sogar eher einen wichtigen Pluspunkt in einer Stellen- und Aufgabenbeschreibung dar. 

Die eigentliche Herausforderung in Sachen Transformation ist wohl der Mensch. Trotz Technisierung sieht die Welt zurzeit nicht danach aus, dass Wirtschaft und Arbeit ohne Menschen auskommen. Doch in der anfangs erwähnten hochentwickelten Gesellschaft sucht die heranwachsende Generation nach einem Mehrwert, der jenseits guter Löhne liegt. Deren Bedürfnis nach einer sinnstiftenden Arbeit, nach Purpose, beschreibt einen gesellschaftlichen Transformationsbedarf, der verlangt, Arbeit und Führung neu zu denken. Es ist die Veränderung des Mindsets, der wir uns stellen müssen.

In manchen Bereichen, die weniger im öffentlichen Blickfeld liegen, ist KI längst Realität.

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